Dr. Erdel Verlag 

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Laurence Sartin 

 

Laurence Sartin wurde 1949 in Worthing/Sussex als jüngstes von sieben Kindern geboren. Er wuchs dort auf dem Land in einem viktorianischen Bauernhaus auf. Seine Mutter arbeitete als Porträtmalerin. Laurence Sartin zeichnete von Kindheit an und machte seiner Mutter das Leben schwer, indem er sich, wie er sagt, konsequent ihren Ratschlägen widersetzte.

Zu seinem Beruf wollte Sartin die Kunst nie machen. Sie hat  hat sie ihn aber dann doch eingeholt. Da er sich sehr für Archäologie interessierte, fing er irgendwann an als Zeichner auf diesem Gebiet zu arbeiten. Er zeichnete aufwendige Rekonstruktionen von römischen Badehäusern oder sächsischen Hütten und fügte den Rekonstruktionen immer häufiger kleine Figuren hinzu, die „nicht sehr karikiert, aber ein bisschen witzig“ waren. Gleichzeitig fing er an, Zeichenkurse für Archäologen zu geben. 

Seinen geographischen und beruflichen Werdegang bestimmte schließlich seine zweite Leidenschaft: Die Begeisterung für Pferde und für Schauspiel. In der Arbeit als Stuntman und Ritterdarsteller konnte er diese Leidenschaften vereinen: So  zog er nach Deutschland und arbeitete  auf Schloß Kaltenberg für drei Jahre als Ritterdarsteller bei SKH Prinz Luitpold von Bayern. Dort lernte er auch seine Frau kennen, mit der er zunächst ein Jahr in England lebte und dann nach Landshut in Bayern zog. Die Arbeit als Stuntman ergänzte seine künstlerische Arbeit über viele Jahre immer wieder, mittlerweile allerdings betreibt es die Reiterei nur noch zu seinem Vergnügen, so beim Training der berühmten französischen Rennpferde des Gestütes Pompadour, ganz in der Nähe seines uralten Landhauses im Limousin.

 

 

Parallel zu seiner Arbeit als Maler und Kunstlehrer arbeitete Sartin immer auch als Kinderbuchillustrator - mit Illustrationen für zahlreiche renommierte Verlage – wie Ravensburger, Carl Ueberreuther und Anette Betz Verlag, Ars Edition und Prestel. 

Momentan illustriert er für den Prestel Verlag eine Abenteuerreihe über Künstler. Im ersten Band geht es um Leonardo, im zweiten um Vincent van Gogh, im dritten Band, den Sartin gerade abgeschlossen hat, um Michelangelo. Die Bücher sind international sehr erfolgreich und werden auch in den USA und England verlegt, ebenso wie in Japan und China.

Bei den umfangreichen beruflichen Verpflichtungen in den vergangenen Jahren, konnte nur eine begrenzte Zahl von Ausstellungen in England und Deutschland absolviert werden. Die Malerei gewinnt  jedoch zunehmenden Reiz für ihn und wird ihm immer wichtiger. Die Freude, die er an seinen Motiven hat, ist unübersehbar.

 

 

Sartin Bilder erinnern vordergründig an Karikaturen. Tatsächlich leben Sie von der Durchbrechung gewohnter Wahrnehmungsmuster und dem Spiel mit stets gleichzeitig vorhandenen, widersprüchlichen Wirklichkeiten. Dieser Ansatz interessiert ihn, weil er glaubt, er habe schon immer neue Wege geöffnet. Auch, wenn man mit einer alten Technik heranginge, würde durch die Brechung der Realität der Gegenstand irgendwie neu gesehen. Die alte Technik  ermöglicht ein Spiel mit Licht und Schatten und allem, was die Künstler der Vergangenheit beim Malen eingesetzt haben. Diese Art zu malen macht Sartin, auch wenn sie ziemlich aufwendig ist, viel Spaß. Der Karikaturenstil erzeugt eine neue Dimension. Sartin sieht seine Bilder als Satire auf die gesellschaftlichen und politischen Zustände unserer Zeit. Daher existieren zu den meisten seiner Bilder auch Texte, die durchaus als Denkanstoß dienen können. Man sieht also nicht nur ein Porträt, das für den Betrachter an sich ohne persönliche Bedeutung ist, sondern man bekommt mit dem Bild eine ganze Geschichte geliefert. Als Beispiel dafür nennt Sartin das Bild „Izmir Wurscht“:


Izmir Wurscht, Bürgermeister


(1410–1477)

Als sich anno 1474 der Rat der Stadt bei der Wahl eines neuen Bürgermeisters nicht einig werden konnte, eilte der Hansgraf als Sendbote des Inneren Rats zum Kaiser, der just zu dieser Zeit in der Stadt weilte. Er fragte den Kaiser um Rat, worauf jener – ohne eine Sekunde zu überlegen – antwortete: „Izmir Wurscht“.
So geschah es, dass ein einfacher Bierkutscher zum Bürgermeister ernannt wurde. Wurschts Amtszeit (1474–1476) war von zügelloser Vettern´wirtschaft geprägt. Innerhalb weniger Wochen waren alle wichtigen Ämter von Wurschts besetzt. Dass dies keine übleren Folgen zeitigte, als auch ansonsten zu erwarten gewesen wären, sei nur nebenhin angemerkt.

 


Gegenstand, Technik, Tradition, Zitate, Satire, Vergangenheit und Zeitbezug – alles überdeckt und entschleiert sich gleichzeitig in den Bildern von Laurence Sartin und macht damit ihren besonderen Reiz aus. So bedeutet eine Ausstellung für den Maler auch nicht nur die Präsentation seiner Bilder, sondern gleichzeitig eine Preisgabe seines satirischen Denkens.

 

Der gebürtige Engländer Sartin lebt zur Zeit im Limousin in einem historischen Landsitz und in einem an Spitzweg erinnernden Atelier in Regensburg. Immer wieder spielt er mit dem Gedanken, ganz in Frankreich zu wohnen und so hat er das „Spitzwegatelier“ in Regensburg ursprünglich nur als Übergangslösung gesehen. Inzwischen wird ihm Regensburg - nicht zuletzt durch seine Lehrtätigkeit an der Akademie Regensburg im Künstlerhaus Andreasstadel - allerdings immer wichtiger und so wird er sich vielleicht doch eines Tages auch in Regensburg eine größere Wohnung suchen.

Erste Erfahrungen in der Lehre hat Laurence Sartin in Bristol gesammelt, wo er als Zeichenlehrer für archäologische Zeichnungen arbeitete. In Regensburg hat er einen Kurs für Aktzeichnen und einen Kurs für freies Zeichnen übernommen. Den Kurs für Aktzeichnen sieht Sartin als den wesentlich leichteren Part an. Hier kann man sich relativ locker auf  Material und Technik konzentrieren, während es beim freien Zeichnen für den Lehrenden oft schwierig ist, die Studenten einerseits bezüglich der Art des Herangehens an eine Arbeit zu unterstützen und sie andererseits nicht zu stark zu beeinflussen. Diese stete Gratwanderung, verbunden damit, dass die Studenten in der heutigen Zeit oft etwas hektisch an die Dinge herangehen, abgelenkt werden und so viel weniger schaffen, als sie eigentlich könnten, macht die Kurse interessant, aber auch anstrengend. Der Lehrer muss häufig motivieren und helfen, sich der eigenen Ziele bewusst zu werden und sie dann auch konzentriert anzugehen - eine vielseitige Anforderung an den Lehrer, für Laurence Sartin Grund zur Fortführung seiner Lehrtätigkeit.  (b.c.e. und w.e. 14.1.06)