Mittelbayerische
Zeitung, 16.11.2006:
Zucht und die Evolution
Eine sehr disziplinierte Ausstellung in der Galerie Erdel
Von Uta von Maydell, MZ
REGENSBURG. Wie bewegt sich ein Mensch, ein Vogel, ein Flugzeug
vielleicht? Oder auch ein Fisch? Nach dergleichen Zusammenhängen
und möglichen Parallelen forscht der Maler Frank Zucht mit geradezu
unmenschlicher Akribie. Eine Auswahl seiner jüngsten bis
mitteljungen Arbeiten stellt derzeit Dr. Wolfgang Erdel in seiner
Galerie zur Diskussion. Geglückt ist eine rundum spannende Schau für
alle, die sich schon mal irgendwie mit dem Faszinosum „Evolution“
auseinander gesetzt haben. Darüber hinaus spannend für alle, die
gern schnörkellose, ausdrucksstarke Bilder auf sich wirken lassen mögen.
In Karlsruhe hat Zucht (Jahrgang ’61) studiert, ... bei Horst
Antes. Mittlerweile lebt er vorzugsweise in Berlin,
aber er ist ein unsteter Geist. Während der Studienzeit trieb’s
ihn schon nach Australien, später brachte ihn ein
Begabten-Stipendium nach Mexiko, auf den Kanaren hat er sich
umgesehen und in berühmten Höhlen Südfrankreichs.
Figürliche Malerei mit dem Menschen als Mittelpunkt habe ihn schon
früh gefesselt und nie mehr losgelassen, sagt er jetzt. Gravierend
ist für ihn die Konfrontation mit Kunst australischer Ureinwohner
– und die Erkenntnis, dass zwischen dem 5. Kontinent und Europa
tatsächlich Welten liegen. Obwohl ja alles immer schön nach der
Reihe verlaufen ist vom Krabbelgetier zum homo erectus, von der
Beutelratte bis zum Jumbo-Jet.
Verknüpfungen von Zeiten-Sprüngen hat er folglich zum bevorzugten
Thema gemacht. Fischträger sind bei ihm kennen zu lernen oder
Vogelläufer, der laufende Mensch von einem Vogel überdeckt. Er
verfolgt kulturhistorische Abläufe über Epochen und Kontinente
hinweg. Geradezu begeistert kommt er auf die Sphinx zu sprechen, von
den Ägyptern her dominant geworden auch in griechischen und
christlichen Mythologien. „Der Wechsel aller Inhaltlichkeit ist
nur scheinbar“, befindet Zucht lapidar und sinniert über „geflügelte
Menschenwesen“, laufende Fische, aber auch über
„Akrobatinnen“, die eine rätselhafte Allianz mit Katzentieren
eingehen.
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